Test: Das Specialized Diverge geht mit Federung und Geheimfach ins Rennen und hat auch sonst viel zu bieten. Auch sein Gewicht kann den sportlich-agilen Charakter nicht schmälern.
Komfort am Rennrad stand bei Specialized schon immer weit oben in der Prioritätenliste – man denke nur an die Roubaix-Modelle mit Aussparungen an Gabel und Sitzstreben und ungewöhnlich geformte Sattelstützen. Das Roubaix war es auch, an dem der Hersteller erstmals sein „Future Shock“-System vorstellte, jene ins Gabelschaft integrierte Federung mit 20 mm Weg. Die innovative Stoßdämpfung zeichnet auch das Diverge aus und erscheint hier natürlich besonders sinnvoll; erkennbar ist sie an der Gummimanschette unterm Vorbau und dem Einstellrad darüber, das für die Vorspannung des Systems zuständig ist.
Eher aufrecht, aber sportlich
Ob das funktioniert? Bevor wir es ausprobieren, erst noch ein Blick aufs Komplettrad. Das Diverge erscheint relativ kompakt, was aber eher an der weit ausgezogenen Sattelstütze liegt. Das Testrad in Größe 56 ist recht lang geschnitten, dabei sitzt man durch den um 2 cm nach oben gekröpften Lenker und den 90 mm kurzen Vorbau eher aufrecht. Das Unterrohr ist großvolumig (dazu später mehr), der Hinterbau schlank und das Sitzrohr ausgekehlt – das soll zusammen mit der langen Carbonstütze für Flex am Heck sorgen.
Specialized spendiert dem Graveller diverse Montagepunkte, sodass Schutzbleche, Gabelhalter und eine kleine Oberrohrtasche montiert werden können. Die Sattelstütze wird von einer klassischen Klemmschelle gehalten, was in optischer Hinsicht nicht mehr zeitgemäß sein mag, dafür aber praktisch zu bedienen ist. Klassisch ist auch der Tretlagerstandard: BSA.
Schon auf den ersten Metern meint man, die typischen Merkmale einer Specialized-Rennmaschine zu spüren: Das Rad lässt sich spielerisch beschleunigen, lenkt sich sehr handlich und ist dabei angenehm laufruhig. Das vergleichsweise hohe Gewicht, für das nicht zuletzt der recht schwere Laufradsatz verantwortlich ist, bremst das Diverge nicht spürbar ein. Die DT-Swiss-Felgen mit 24 mm Maulweite sind ebenso wie die Reifen „tubeless ready“, was Gewicht sparen und den Rollwiderstand verbessern sollte. Die „Pathfinder Pro“-Reifen rollen dank glattem Mittelstreifen leicht aus Asphalt und sind dazu ziemlich griffig, wobei die feinen Lamellen des Profils sich auf schlammigen Untergrund zusetzen können. Der Preisklasse angemessen ist die Shimano GRX in der Topversion, hier mit 48/31 Zähnen vorne und 11-34 hinten sehr breit abgestuft.
Rahmen | FACT 9r Carbon |
Federgabel | Future Shock 2.0 FACT 9r Carbon |
Laufräder | Specialized/DT Swiss |
Reifen | Specialized Pathfinder Pro |
Schaltwerk | Shimano GRX810 |
Schalthebel | Shimano GRX810 |
Kurbel | Shimano GRX810 48/31 Z. |
Umwerfer | Shimano GRX810 |
Bremse | Shimano GRX810 |
Sattelstütze | Roval Terra Carbon |
Sattel | Body Geometry Power Comp |
Vorbau | Future Stem Comp |
Lenker | Specialized Adventure Gear Hover |
Funktionelle Federung
Wer sich vom Diverge Komfort verspricht, wird nicht enttäuscht. Die Vorbaufederung dämpft wirksam Fahrbahnstöße und funktioniert am besten, wenn die Hände am Oberlenker greifen; erhöht man die Vorspannung, ist im Wiegetritt kein unerwünschtes Eigenleben der Federung zu spüren. Auch das Heck des Specialized ist sehr komfortabel – die Stütze flext merklich und der kurze, straffe Sattel ist angenehm geformt.
Mit einer Reifenfreiheit von 47 mm bei 28er Laufrädern und B650-Reifen bis 2,1 Zoll lässt sich das Diverge vielseitig einsetzen, dazu bietet es ein interessantes Extra in Form eines Geheimfachs unterm Flaschenhalter: Wird dieser weggeklappt, kommt ein großer Hohlraum im Unterrohr zum Vorschein, in dem sich etwa eine Jacke verstauen lässt. Nicht so schön sind die Hydraulik-Kupplungen der Bremsleitungen unterm Vorbau – zumal nicht an einem Rad dieser Preisklasse.
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