Test: Das erste Gravelbike von Focus kann sofort überzeugen. Vor allem der gut gemachte Rahmen des Bikepacking-Spezialisten gefällt.
Mit dem Rennrad ins Gelände? Das ist der Ausgangspunkt der Marke Focus, die einst vom Querfeldein-Weltmeister Mike Kluge gegründet wurde und jahrelang vor allem im Cross-Sport präsent war. Inzwischen hat sich auch Focus dem E-Bike-Boom verschrieben und fertigt attraktive E-Mountainbikes; die legendären Crossräder der Mares-Reihe werden dagegen nicht mehr weiterentwickelt – vielleicht, weil sie weitgehend perfektioniert sind. Doch die Freund des Rennlenkers gehen bei Focus keineswegs leer aus: Mit dem Atlas hat die Marke unlängst – endlich – ein interessantes Gravel-Modell vorgestellt.
Viele Montagepunkte
Die Unterschiede zum Crosser sind dann auch groß: Beim Atlas fällt sofort das deutlich abfallende Oberrohr auf, ebenso die tief angesetzten Sitzstreben und die massige Gabel mit den drei charakteristischen Bohrungen für Trägersysteme – so können pro Gabelbein drei Kilo Gepäck befördert werden. Typisch Gravel ist auch die Oberrohrtasche, dazu können Schutzbleche und ein Gepäckträger am soliden Alu-Rahmen montiert werden.
Mit einer Reifenbreite bis offiziell 47 mm ist das Bike ziemlich geländetauglich; die am Testrad montierten 45er lassen rundherum noch jede Menge Platz. Auch 650B-Laufräder sind zugelassen, aber auch nur bis 47er mm Reifenbreite; wer umbauen will, sollte beachten, dass die kleineren Räder das Tretlager absinken lassen. Ohnehin lassen sich nicht alle Laufräder verbauen, denn Focus setzt hinten auf den „Road Boost“-Standard mit 6 mm breiterem Hinterbau. Dadurch sollen die Laufräder stabiler und belastungsfähiger werden, außerdem lässt sich so an der Kettenstrebe mehr Reifenfreiheit realisieren.
Zugverlegung der Oberklasse
Wirklich sehenswert am Alu-Rahmen ist die Zugverlegung, die man gerade bei einem Rad dieser Preisklasse nicht erwartet. Bremsleitungen und Schaltzüge laufen von oben ins Steuerrohr; die vordere Hydraulikleitung kommt erst unten am Gabelbein wieder zum Vorschein. Unterm Tretlager kommt alles wieder aus dem Tunnel des Unterrohrs hervor (was die Montage erleichtert), aber nur kurz: Bremsleitung und Schaltwerkszug werden dann noch durch die Kettenstreben geführt, was sehr aufgeräumt wirkt. Sogar ein Direct-mount-Schaltauge spendiert Focus seinem Gravelbike; da wird man fast übermütig und wünscht sich als Krönung die R.A.T.-Steckachsen des Focus Mares, mit denen Laufradaus- und -einbau so schnell gehen wie mit keinem anderen System.
Die Komplettierung mit Alexrims-Radsatz, WTB-Reifen sowie einem GRX-Mix aus 600er Teilen plus 810er Schaltwerk ist solide und wertig; 46/30 Zähne vorne und 11-34 hinten ergeben einen aufs Graveln optimiert großen Übersetzungsumfang. Was die Sitzgeometrie angeht, entspricht das Atlas in etwa den Aluminium-Versionen des Focus Mares, das deutlich kommoder ausfällt als die rennmäßigen Carbon-Varianten. Mit dem 90-mm-Vorbau in Größe L sitzt man kompakt, aber nicht gedrängt – ein guter Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit.
10,65 Kilo zuzüglich Pedalen wiegt das Atlas, was man angesichts seines wuchtigen Auftretens sofort glaubt – und gleich wieder vergisst, wenn man in die Pedale tritt. Trotz des flachen Lenkwinkels ist das Rad ziemlich handlich, mit den breiten Tubelessreifen rollt es weich und satt über jedes Terrain. Bikepacking-tauglich ist das Atlas zu 100 %, doch auch flotte Trail-Runden versprechen viel Spaß zu machen.
Rahmen | Aluminium |
Federgabel | Focus Carbon Disc |
Laufräder | Alexrims Boondocks 2B |
Reifen | WTB Riddler |
Schaltwerk | Shimano GRX RX810 |
Schalthebel | Shimano GRX600 |
Kurbel | Shimano GRX 600 |
Umwerfer | Shimano GRX 600 |
Bremse | Shimano GRX 600 |
Sattelstütze | Aluminium |
Sattel | WTB SL8 |
Vorbau | Focus |
Lenker | Focus JD RA85 |
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