Radsport: Erst im Alter von 24 Jahren begann Michael Woods mit dem Radsport – eine unglaubliche Geschichte. Heute verrät er uns im Interview, wieso er auch in der derzeit schwierigen Phase keine Motivations-Probleme hat. Außerdem erfahren wir, dass er auch in seiner Freizeit gerne Radrennen schaut.
Name: | Michael Woods |
Nation | Kanada |
Geburtstag: | 12. Oktober 1986 |
Geburtsort: | Ottawa |
Team: | EF Pro Cycling |
Größte Erfolge: | Gesamtsiebter der Vuelta a Espana 2017 Zweiter bei Lüttich – Bastogne – Lüttich 2018 Etappensieg bei der Vuelta a Espana 2018 Bronze im WM-Straßenrennen 2018 Sieger von Mailand – Turin 2019 |
Michael Woods ist trotz Spätstart Weltklasse
Eigentlich unglaublich – aber wahr: Michael Woods begann so richtig mit dem Radsport erst im Alter von 24 Jahren. Zuvor war der Kanadier aber bereits in einer Ausdauersportart aktiv. Er widmete sich dem Mittelstreckenlauf, ehe er diese Leidenschaft durch eine Stressfraktur im linken Fuß und anschließend zwei Operationen aufgeben musste. Zum Radsport kam er erst, als ihm sein Vater ein Rennrad für 1.000 Dollar kaufte – und das sollte sich lohnen. Über kleinere Teams kämpfte er sich schließlich bis in die WorldTour. 2016 wechselte er zu Cannondale und auch heute noch fährt er für deren Nachfolge-Team EF Pro Cycling. Er gilt als starker Kletterer, hat seine Stärken aber vor allem auf hügeligem Terrain. Ist es zu leicht für die reinen Bergfahrer und zu schwer für den Rest, schlägt die Stunde von Michael Woods. Seinen Karriere-Höhepunkt feierte er im Jahr 2018, als er bei der Vuelta a Espana eine Etappe gewann. Nur kurze Zeit später durfte er sich bei der Straßenrad-WM die Bronze-Medaille umhängen lassen.
Wie motivierst du dich während der Corona-Pause für das Training?
Michael Woods: „In den letzten Jahren war es für mich nie wirklich eine Frage der Motivation, auf mein Fahrrad zu steigen. Ich bin sehr glücklich, einen Sport zu machen, den ich liebe. Es ist ein Privileg. Ich habe in meiner Vergangenheit Jobs gehabt, die ich hasste. Das erforderte wirklich viel Motivation. Deshalb reicht es mir jetzt als Motivation völlig aus, zu wissen, dass ich als Alternative zum Radsport täglich etwas viel unangenehmeres tun müsste, als mich auf den Rollentrainer zu setzen.“
Wie entspannst du dich nach einer harten Trainings-Session oder nach intensiven Rennen?
„Mit meiner Frau und meiner Familie Zeit verbringen. Ich bin oft unterwegs und meine Frau und ich sind getrennt, wenn ich Rennen fahre. Deshalb versuchen wir wirklich, unsere gemeinsame Zeit zu maximieren, wenn ich zu Hause bin.“
Kannst du unseren Lesern eine gute Serie oder einen guten Film empfehlen?
„Im Moment schaue ich The Last Dance, die Netflix-Serie über Michael Jordan und die Chicago Bulls. Es ist eine unglaubliche Dokumentarserie.“
Wie sieht dein Lieblingsessen aus und über was freust du dich im Verpflegungsbeutel besonders?
„Mein Lieblingsessen ist ein libanesisches Gericht. Das ist sehr beliebt in Ottawa, Kanada. Wir nennen es Shawarma. Was das Essen während des Rennens betrifft, halte ich es so einfach wie möglich. Ich suche nach den Gelen und den Reiskuchen.“
Wer ist deiner Meinung nach der größte Radprofi aller Zeiten? Hattest du in deiner Jugend ein Vorbild?
„Weil ich so spät zum Radsport gekommen bin, hatte ich in meiner Jugend kein Vorbild in dieser Sportart. Ich hatte Läufer als Vorbilder. Läufer wie Haile Gebrselassie und Kevin Sullivan waren meine Helden, als ich jung war. Was den größten Radprofi betrifft, würde ich sagen: Eddy Merckx.“
Warum ist der Radsport die geilste Sportart der Welt?
„Ich liebe es Rad zu fahren und ich liebe es die Gegend zu erkunden. Ich denke, das Erkunden fasziniert mich in diesem Sport am meisten. Aber ich kann nicht sagen, warum Radfahren der beste Sport der Welt ist, da ich nicht sicher bin, ob es so ist.“
Schaust du selbst gerne Radrennen? Erinnerst du dich an das erste Rennen, welches du gesehen hast?
„Ja, ich liebe es, Radrennen zu schauen. Und das habe ich in den letzten Monaten vermisst. In Kanada gibt es keine große Radsport-Begeisterung. Daher war das erste Rennen, das ich gesehen habe, die Tour de France.“
Welches war deiner Meinung nach das beste Rennen aller Zeiten?
„Es gab schon zu viele großartige Rennen, um sie alle zu nennen. Aber eines der ersten, das mir in den Sinn kommt, ist das letztjährige Amstel Gold Race. Dieses Rennen war so dynamisch, dass es sich viele Male komplett verändert hat. Und der Sieg von Mathieu van der Poel – nachdem er schon so weit zurücklag – war einfach unglaublich.“
Wie sieht dein nächstes großes Ziel aus?
„Die Olympischen Spiele 2021!“
Welche Tipps kannst du an junge Nachwuchsfahrer weitergeben?
„Radprofi zu werden ist extrem schwierig. Es erfordert viel harte Arbeit, viel Ausdauer und ein bisschen Glück. Daher ist es fast unmöglich, Radprofi zu werden, wenn du nicht gerne Fahrrad fährst. Mein größter Tipp an jeden aufstrebenden Radfahrer ist: Finde die Liebe in dem, was du tust.“
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