Radsport: Wir schreiben Ende August und schon steht die letzte Grand Tour der Saison auf dem Programm. Bei der Vuelta a Espana versammeln sich wie in jedem Jahr starke Bergfahrer. Doch wer kann die Spanien-Rundfahrt gewinnen? Wir haben fünf Top-Favoriten ausgemacht.
Movistar schickt mehrere Kandidaten zur Vuelta
Im Team Movistar gibt es zur kommenden Saison einige einschneidende Veränderungen. Unbeeindruckt davon schickt die spanische Equipe zur Heim-Grand-Tour gleich vier Kandidaten für eine Top-Platzierung in der Gesamtwertung. Vermutlich in der Helferrolle wiederfinden wird sich Marc Soler. Dem jungen Kletterer gehört die Zukunft, aber wohl noch nicht die Gegenwart. Stärker einzuschätzen sind Oldie Alejandro Valverde und der ehemalige Vuelta-Sieger Nairo Quintana. Doch auch sie werden es schwer haben, sich gegen Richard Carapaz durchzusetzen. Der amtierende Giro-Sieger dürfte sich in den vergangenen Monaten gut erholt haben. Damit könnte er sogar der Top-Favorit auf den Gesamtsieg sein. Eine Schwäche vereinen jedoch alle vier Kandidaten: das Zeitfahren! Gewonnen wird die Vuelta a Espana aber ohnehin in den Bergen.
Jumbo – Visma wird zum „Ineos der Vuelta“
Zu einem der stärksten Teams der Saison gemausert hat sich die niederländische Equipe Jumbo – Visma. Vor einigen Jahren noch fast chancenlos, kann man nun zu jeder Grand Tour ein absolutes Top-Aufgebot schicken. „Volle Kapelle“ heißt es auch bei der Vuelta a Espana. Mit dabei sein werden neben Edelhelfer George Bennett auch der Tour-Dritte Steven Kruijswijk und der Giro-Dritte Primoz Roglic. Zu Dritt werden sie in den Bergen Movistar Konkurrenz machen. Schon bei der Tour de France hat der Gelbe Zug für Aufsehen gesorgt. Da das Team Ineos bei der Vuelta a Espana 2019 nicht stark vertreten ist und das Team Movistar des Öfteren taktische Schwächen offenbart hat, kann es durchaus zu einer Dominanz von Jumbo – Visma kommen. Auf Grund der starken Tour von Kruijswijk sehen wir allerdings Roglic in der Kapitänsrolle.
Astana setzt auf Miguel Angel Lopez
Gewohnt stark ist auch das Aufgebot der kasachischen Mannschaft Astana. Mit Miguel Angel Lopez kann man durchaus den Gesamtsieg anpeilen. Der starke Kletterer aus Kolumbien könnte dafür sorgen, dass auch die dritte Grand Tour der Saison an einen Südamerikaner geht. Unterstützt wird er von keinem geringeren als Jakob Fuglsang. Der Sieger von Lüttich – Bastogne – Lüttich könnte aber auch zum Kapitän aufrücken, sollte er sich von seinen Stürzen bei der Tour de France rasch erholt haben. Klare Helferrollen dürften die Brüder Gorka Izagirre und Ion Izagirre zu verrichten haben, ebenso wie Omar Fraile und Dario Cataldo. Alles in Allem wird Astana wie gewohnt offensiv fahren und sich auch in zahlreichen Ausreißergruppen präsentieren. Man kann quasi die Uhr danach stellen, wann die Männer in Cyan ihre erste Etappe bei der Vuelta a Espana 2019 gewinnen werden.
EF Education First schickt sein Top-Aufgebot
Das Team EF Education First fiel in den vergangenen Jahren nie durch zahlreiche Erfolge auf. 2019 soll sich das bei der Vuelta a Espana ändern. Dafür stehen die Aussichten gar nicht schlecht, denn im achtköpfigen Aufgebot entdecken wir eine wahre Macht in den Bergen. Rigoberto Uran wird wohl als Speerspitze für eine gute Platzierung in der Gesamtwertung sorgen. Unterstützend zur Seite stehen ihm der erfahrene Tejay Van Garderen und der hochtalentierte Hugh Carthy. Vor allem den zuletzt genannten sollten wir auf dem Zettel haben, wenn es um einen Etappensieg in den Bergen geht. Nicht unterschätzt werden sollte Daniel Martinez. Der junge Kolumbianer ist ein guter Zeitfahrer und hat auch in den Bergen schon gezeigt, dass in Zukunft mit ihm zu rechnen ist. Hat er seinen Formaufbau perfekt gesteuert, könnte er zum Kapitän der Mannschaft aufsteigen – und vielleicht sogar zum Überraschungs-Sieger. Das wäre schließlich nicht das erste Mal, dass wir bei der Vuelta a Espana einen Gesamtsieger beklatschen, den wir zuvor nicht erwartet hätten.
Ineos präsentiert sich überraschend zurückhaltend
Eigentlich kennen wir das Team Ineos dominant, überlegen und aktiv. Bei der Vuelta a Espana 2019 könnte sich die britische Mannschaft jedoch in einer ganz neuen Rolle präsentieren. Wie schon beim Giro d’Italia wird nämlich auch bei der Spanien-Rundfahrt keiner der Top-Klassementfahrer am Start stehen. Stattdessen schickt man mit Tao Geoghegan Hart einen talentierten Rundfahrer, dem womöglich die Zukunft gehört. Unterschätzt werden sollte er aber nicht, denn wie die interessierten Radsportfans wissen, hat der Brite auch schon in dieser Saison einige Erfolge zu verbuchen. Unklar ist jedoch, ob er bereits für eine dreiwöchige Rundfahrt als Leader bereit ist. Zudem kann er auf keine überragend starke Mannschaft blicken. Seine stärksten Helfer in den Bergen sind Wout Poels, Kenny Elissonde und Sebastian Henao.
Viele Außenseiter hoffen auf eine Überraschung
Neben den Top-Favoriten dürfen wir bei der Vuelta a Espana 2019 auch auf einige Außenseiter hoffen. Diese werden das Rennen spannend gestalten und eine Kontrolle der Top-Teams womöglich unterbinden. Das deutsche Team Sunweb baut bei Abwesenheit von Tom Dumoulin auf dessen Landsmann Wilco Kelderman. Der Niederländer präsentierte sich in Spanien schon mehrfach in Topform. Rafal Majka soll es zusammen mit Davide Formolo und Felix Großschartner für Bora – hansgrohe richten. Pierre Latour hingegen darf von seinen Mannschaftskollegen bei AG2R La Mondiale keine großartige Unterstützung in den Bergen hoffen. Möglich auch, dass er daher nur auf einen Etappensieg schielt. Sicher mehr vor hat Esteban Chaves vom Team Mitchelton – Scott. Vor einigen Jahren galt er als einer der stärksten GC-Fahrer. Doch seiner Topform fährt er seitdem hinterher. Vielleicht gelingt ihm jetzt sein großes Comeback? Darauf hofft auch Fabio Aru. Der Italiener vom UAE Team Emirates fuhr nach einer langwierigen Verletzung eine passable Tour de France. Doch er will zurück zur Weltspitze. Aber Vorsicht: Konkurrenz lauert auch im eigenen Team. Tadej Pogacar könnte DER Shootingstar der Vuelta a Espana 2019 werden.
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