Radsport: Am heutigen Sonntag startet in Danzig die 71. Polen Rundfahrt. Mit ihrem Termin kurz nach der Tour de France hat diese traditionelle Rundfahrt sich als das etabliert, was einst die Deutschland-Tour werden wollte: die bedeutendste Landesrundfahrt nach Tour de France, Giro und Vuelta.
Mit ihrem Start in Danzig gedenkt die Tour de Pologne dem 25. Jahrestag der ersten freien Wahlen in Polen und der Gemeinschaft Solidarnosc, deren Bewegung in den achtziger Jahren in den danziger Werften ihren Anfang hatte. Der Start hat deshalb heute eine ganz besondere Bedeutung. Er erfolgt genau am Tor Nummer 2 der Werft, wo die ersten Arbeiter in Streik traten und den Grundstein legten für den Weg Polens zur Demokratie. Lech Walesa, der ehemalige Anführer von Gewerkschaft Solidarnosc, wird heute zu Gast sein und zusammen mit Renndirektor Czeslaw Lang und dem Bürgermeister von Danzig, Pawel Adamowicz, rote und weiße Blumen niederlegen, die die polnischen Landesfarben repräsentieren. Die ganze Radsportwelt sollte für einen Moment innehalten und sich bewusst werden, dass von dieser Stelle, wo die Starter heute auf die Reise geschickt werden, nicht nur diese Solidarbewegung ihren Anfang nahm, sondern letztlich die gesamte Öffnung des Ostblocks und die Neuordnung der Welt.
Aus sportlicher Sicht stehen natürlich der neue polnische Radsportheld Rafal Majka (erster polnischer Sieger des Bergtrikots der Tour de France) und Vorjahressieger Pieter Weening im Mittelpunkt.
Die erste Etappe führt das Peloton von Danzig – wo die ersten zehn Kilometer neutralisiert gefahren werden – über 226 Kilometer nach Bydgoszcz. Dort dürfen wir eine Sprintankunft erwarten, die heiß umkämpft sein wird – schließlich wird der heutige Etappensieger morge das Gelbe Trikot des Gasamtführenden tragen dürfen.
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