Test: Mit dem Canyon Grail AL präsentierte der Direktversender aus Koblenz nur kurze Zeit nach dem Startschuss des Grail CF eine günstige Alu-Variante des vielseitigen Gravelbikes. Wie schlägt sich die Top-Variante für 1.699 Euro im hart umkämpften Einstiegssegment?
Canyon Grail AL 7.0: Die Fakten
Rahmenmaterial: Aluminium
Laufradgröße(n): 700c (650b in XXS und XS)
Maximale Reifenfreiheit: 40mm
Achsmaß (v/h): 12×100 / 142×12
Schutzblechösen: Ja
Gepäckträgerösen (v/h): Nein
Flaschenhalter: Unterrohr oben, Unterrohr unten, Sitzrohr
Gewicht Laufräder v/h/gesamt (mit Reifen und Bremsscheiben): 1.590g / 1.775g / 3.365g
Gewicht Komplettrad ohne Pedale (Größe M): 9,45kg
Preis: 1.699 Euro
Gravelfans denken bei der Erwähnung des Canyon Grail wahrscheinlich direkt an die umstrittene Hover-Bar-Konstruktion, mit der die Koblenzer bei der ersten Präsentation ihres Gravelbikes für Schlagzeilen sorgten. Nicht ganz ein Jahr später schon Canyon jedoch auch eine Alu-Variante des Grail nach, die im Gegensatz zum Carbon-Pendant ohne das polarisierende Cockpit auskommt.
Der optisch auf den ersten Blick doch recht unscheinbare Rahmen aus Aluminium kann mit seinen inneren Werten überzeugen: Canyon gibt hier für Größe M ein Rahmengewicht von 1.480g an, was in dieser Preisklasse (die günstigste Variante Grail AL 6.0 kostet 1.399 Euro) wohl kaum zu schlagen sein dürfte. Obendrein gibt es Features wie Steckachsen vorn und hinten und komplett intern geführte Züge und Leitungen. Die Reifenfreiheit beträgt weiterhin (offiziell) gute 40mm, nach unserem Augenmaß dürften wohl auch 42er Reifen – natürlich je nach Felge und Hersteller – auch kein Problem sein. Angeboten wird das Grail AL ausschließlich mit 28″ Laufrädern – abgesehen von den Rahmengrößen XS und XXS, die einen komplett eigenen Rahmen und damit auch kleiner 650b Laufräder erhalten.
Nicht ganz so gut sieht es bei den Befestigungsoptionen aus: Schutzblechösen sind sowohl am Rahmen und an der Gabel vorhanden und auch Platz für drei Flaschenhalter bietet das Rahmendreieck, doch Ösen für Gepäckträger suchen wir vergebens. Das ist vor allem auch deshalb schade, da diese wohl mit dem 2020er Modell weggefallen sind – der Vorgänger wies an den Sitzstreben nämlich noch derartige Montagepunkte auf. Immerhin: Das gemeinsam mit Topeak Entwickelte Taschenset für das Grail CF passt genau so gut an die AL-Variante und dürfte damit die erste Option für jene sein, die sich von den fehlenden Ösen nicht vom nächsten Bikepacking-Abenteuer abhalten lassen möchten.
Die Geometrie des Alu-Grail ähnelt der Carbon-Variante: Nicht zu sportlich und mit dem klaren Schwerpunkt auf Laufruhe. Für letzteres sprechen die eher langen Kettenstreben oder der weite Radstand. Dass darunter die Agilität jedoch nicht allzu sehr leidet, kommt es mit einem recht steilen Lenkwinkel, der vor allem trägem Lenkverhalten vorbeugen dürfte.
Geometrie Canyon Grail AL
XXS | XS | S | M | L | XL | XXL | |
Sitzrohr (in mm) | 432 | 462 | 492 | 522 | 552 | 582 | 612 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 516 | 531 | 555 | 577 | 591 | 616 | 631 |
Steuerrohr (in mm) | 117 | 133 | 124 | 143 | 169 | 190 | 209 |
Kettenstrebe (in mm) | 415 | 415 | 430 | 430 | 430 | 430 | 430 |
Radstand (in mm) | 984 | 990 | 1024 | 1035 | 1047 | 1070 | 1085 |
Lenkwinkel (in °) | 70 | 71 | 70.8 | 72.3 | 72.5 | 72.8 | 72.8 |
Sitzwinkel (in °) | 73.5 | 73.5 | 73.5 | 73.5 | 73.5 | 73.5 | 73.5 |
Reach (in mm) | 364 | 373 | 390 | 405 | 412 | 431 | 440 |
Stack (in mm) | 514 | 533 | 556 | 579 | 605 | 626 | 644 |
Klar, bei gewissen Preisklasse sind Hersteller immer zu Kompromissen gezwungen. Desto niedriger der Preis, umso größer die Kompromisse – normalerweise. Im Falle des 1.699 Euro teuren Canyon Grail AL 7.0 scheinen die Koblenzer ein sehr sehr gutes Gleichgewicht gefunden zu haben – das zeigt allein schon das Gewicht, das mit unter 9,5kg für ein Einsteigerrad extrem niedrig ausfällt. Anteil daran hat zweifelsfrei der angesprochene, leichte Alurahmen, die Carbongabel und nicht zuletzt die solide, ausgewogene Ausstattung. Canyon ist es gelungen, an den kritischen Stellen den Rotstift nicht zu dick ansetzen zu müssen.
Bei der Schaltung fiel die Wahl wenig überraschend auf Shimanos GRX Gruppe. Canyon entschied sich hier für die Variante mit zwei Kettenblättern – eine gute Wahl unserer Ansicht nach, da die Bandbreite spürbar größer und die Gangabstufungen mit den 48/31 Kettenblättern und der 11-34 Kassette sehr harmonisch sind. Schade, dass bei den STIs „nur“ die günstigeren der 600er Variante verbaut sind, da die 800er ergonomisch spürbar besser sind. Andererseits: In dieser Preisklasse vollkommen zu verkraften, auch weil es funktional keine spürbaren Unterschiede gibt. Die Bremsen der 600er Serie sind dagegen Top und müssen sich selbst vor Highend Stoppern nicht verstecken.
Rahmen | Canyon Grail AL Disc |
Federgabel | Canyon FK0070 CF |
Laufräder | DT Swiss C 1850 Spline db |
Reifen | Schwalbe G-One Bite 40mm |
Schaltwerk | Shimano GRX |
Schalthebel | Shimano GRX RX600 |
Kurbel | Shimano GRX 48/31 |
Umwerfer | Shimano GRX |
Bremse | Shimano GRX RX600 |
Sattelstütze | Canyon VCLS CF |
Sattel | Selle Italia X3 |
Vorbau | Canyon V13 |
Lenker | Canyon HB 0050 Ergobar AL |
Sicherlich ein Highlight am Grail AL 7.0 sind die verbauten Laufräder aus dem Hause DT Swiss. Die „C 1850 Spline db“ werden exklusiv für Canyon produziert und dürften in weiten Teilen den frei erhältlichen C1800 entsprechen. Die Felgen sind in beiden Fällen großzügige 22mm breit, womit auch dickere Reifen problemlos sicher Halt finden sollten. Tubeless-Ready sind sie natürlich ebenfalls. Mit 3.365g ist das gesamte Laufradsystem zudem schön leicht, trotz der breiten 40mm Reifen.
Bei den übrigen Anbauteilen dominiert der Canyon-Schriftzug: Das Cockpit aus eigenem Hause ist optisch zurückhaltend, ist jedoch ergonomisch und qualitativ auf hohem Niveau. Der Ergobar Lenker kommt ohne extremen Flare aus, was gut zum Rad passt. Erwähnenswert ist zudem noch die hauseigene Carbonstütze, die durch ihr Carbon-Layup eine besonders gute Vibrationsdämpfung aufweisen soll.
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Let’s Gravel: Canyon Grail AL 7.0
Das Canyon Grail AL 7.0 machte uns schon auf den ersten Blick neugierig. Denn der hochwertig verarbeitete Alurahmen kommt mit einer durchweg gelungenen Ausstattung und einer tollen, ausgewogenen Geometrie, die sich in erster Linie an sportive Gravelfans und alle, die es werden wollen richtet. Dennoch ist diese nicht zu extrem, um auch Einsteigern und Anfängern den Start in den Gravelsport so einfach und angenehm wie möglich zu machen.
Wenn wir schon von Sportlichkeit reden, so muss beim Canyon Grail AL 7.0 als erstes das Wort Beschleunigung fallen. Denn dank seiner guten Steifigkeit und seines ansprechenden Gewichts von gerade einmal 9,45 Kilo zieht das Canyon im Antritt richtig gut ab und kommt sofort auf Tempo. Auch das Handling des Grail AL weiß mit seiner Agilität und seinem direkten Fahrverhalten zu überzeugen. Dies bietet besonders auf technischen Passagen einen netten Vorteil, dennoch wirkt das Bike nur sehr selten unruhig und kann auch mit einer gewissen Laufruhe punkten.
Auch wenn der Fahrkomfort nicht ganz vorne anzusiedeln ist, so ist man mit dem Canyon Grail AL 7.0 trotzdem sehr angenehm unterwegs und kann auch ruppigere Strecken schön mitnehmen. Hier weiß das Rad mit seinen Anbauteilen auch in Sachen Ergonomie zu überzeugen und vermittelt stets einen guten und angenehmen Eindruck.
Die mechanische Shimano GRX bietet beste Performance in diesem Einsteigerbereich und sorgt für präzise Schaltvorgänge und Langlebigkeit. Die hochwertigen DT Swiss Laufräder inklusive der Schwalbe Bereifung runden mit ihren guten Fahr- und Rolleigenschaften ein erstklassiges Gesamtpaket für sportive Fahrer und Einsteiger ab.
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Cornelius says
Vielen Dank für den Test,.. mich würde noch interessieren, ob die Rahmengröße wie sie von Kerlen vorgeschlagen wurde auch im Test so gepasst hat….
Danke
Wi. says
Leider mit Stand heute erst im Oktober lieferbar und der Preis wurde inzwischen auf 1.799€ angehoben.