Mountainbikes: Test: Radon Slide Carbon 140 9.0 – Leichtfüßige Trailrakete

Radon Slide Carbon 140 9.0 – Rahmen und Geometrie

Das Radon Slide kann schon auf eine durchaus beachtlich lange Geschichte zurückblicken und ist seit einigen Jahren die Allzweckwaffe schlechthin im Portfolio des Bonner Direktversenders Radon. Das Slide Carbon 140 ist dabei mit 140mm Federweg vorn und hinten, 27,5″ Laufrädern und einer gemäßigten Geometrie zwischen Tour und Enduro eben genau die Kategorie Mountainbike, mit der sich fast jedes Gelände bewältigen kann. Besonders stolz ist man bei Radon unter anderem auch auf den sehr leichten Rahmen, der auch das Gewicht unseres Testrads auf lediglich etwas über 12kg drückt – ein absoluter Spitzenwert für ein solches Rad!

Auch optisch ist der mattschwarze Rahmen des Slide Carbon 140 ein echter Leckerbissen: Die kantigen Rohrformen treffen auf eine insgesamt durchaus gefällige Formsprache und harmonisch wirkende Abmessungen. Züge und Leitungen verlaufen – wie man es inzwischen gewohnt ist – komplett im Rahmeninneren. Schön auch, dass im Rahmendreieck problemlos auch ein Flaschenhalter samt großer Flasche Platz findet – gerade an einem Allrounder wie dem Slide ist das für viele Käufer durchaus ein wichtiges Merkmal.

Die Geometrie des Radon Trailbikes ist mit dem Wort „ausgewogen“ wahrscheinlich am besten beschrieben: Der Lenkwinkel fällt mit 67.5° weder besonders flach, noch sonderlich steil aus, die Kettenstrebe ist dafür mit 435mm modern-kurz und der Reach liegt mit 450mm in Größe L im Zeitgeist. Dank des steilen Sitzwinkels und des bereits angesprochenen geringen Gewichts dürfte das Slide zudem im Uphill eine ziemlich gute Figur machen.

Radon Slide Carbon 140 9.0 – Ausstattung

Zum Preis von 3.599€ (derzeit reduziert auf 3.299€) bekommt man am Radon Slide Carbon 140 9.0 nicht nur einen leichten und hochwertigen Rahmen, sondern ebenso eine durchweg solide bis edle Ausstattung, die nur wenige Wünsche offen lässt. Das Fox Fahrwerk aus 34er Float Performance Gabel und DPS Performance Elite Dämpfer ist über alle Zweifel erhaben und lässt sich zudem per Daumenhebel am Dämpfer bzw. an der Gabelkrone in drei Stufen auf Terrain und Anforderungen einstellen.

Komplett auf Shimano-Power setzt man bei der Schaltung; hier entschied man sich für einen traditionellen 2-fach Antrieb und gegen die derzeit so beliebten one-by Varianten. So bekommt man dank zweier Kettenblätter und der 11-40 XT Kassette am Heck eine Übersetzungsbandbreite von etwas über 500% – so kann man auf längeren Flachstücken auch bei hohen Geschwindigkeiten noch gut mittreten, hat aber noch ein, zwei „Rettungsringe“ für steile und lange Anstiege.

Bei den Laufrädern setzt man auf die neuen XA Elite Trail Modelle vom französischen Hersteller Mavic. Mit unter 1.700g zählen sie zu den leichteren Systemlaufrädern, bieten aber eine gut dimensionierte Innenweite von 25mm und sind damit auch für 2,4″ Reifen ausreichend dimensioniert. Tubeless-Kompatiblität versteht sich von selbst. Schön, dass man bei Radon hier mitdenkt und den Laufrädern eine Schwalbe Reifenkombination aus  Nobby Nic und Rock Razor (beide in 2,35″) in Tubeless easy Variante zur Seite stellt. Wer also auf Schläuche verzichten möchte, muss nur Tubeless Ventile einschrauben, Milch einfüllen, aufpumpen und ist startklar. Liebe zum Detail zeigt auch die Entscheidung, dass am Vorderrad die gripstarke Trail Star Gummimischung zum Einsatz kommt, während man hinten auf den leicht rollenden Pace Star Compound setzt.

Auch bei den Bremsen vertraut man auf Shimano: Die XT M8000 sind nun bereits seit zwei Jahren auf dem Markt und zählen nach wie vor zu den zuverlässigsten Stoppern, die man für Geld kaufen kann. Kombiniert werden sie mit 180mm Scheiben vorn und hinten – je nach Streckenprofil und Fahrergewicht, muss man vorn eventuell über einen Wechsel auf eine 203mm Scheibe nachdenken. Abgerundet wird das sehr gute Ausstattungspaket durch eine Rock Shox Reverb mit 150mm (in L und XL, sonst 125mm) und dem optisch gelungenen, aber nicht ganz leichten Race Face Cockpit.

Radon Slide Carbon 140 9.0 – Auf dem Trail

Das Slide 140 hätten wir vor zwei Jahren noch als All-Mountain bezeichnet. Inzwischen setzt sich zunehmend eine in unseren Augen sinnvollere Form der Kategorisierung durch. Bikes die Allroundtauglich sind, keine reinen Spezialisten, die heißen Trailbikes. Und da passt das Slide 140 sehr gut rein, es kann viel und motiviert den Fahrer.

Nach jeder Testrunde waren sich die Fahrer sicher: Das Radon Slide 140 9.0 ist agil, beschleunigt gut und klettert willig. Die Gründe dafür findet man schnell. Ein niedriges Gesamtgewicht, eine große Übersetzungsbandbreite und ein reaktionsfreudiger Laufradsatz mit schlauer Reifenwahl. Das geringe Gewicht ist auf die durchdachte Ausstattung, aber auch auf den hochwertigen Rahmen zurückzuführen. Radon zeigt damit, dass es mehr als einen „Versender“ gibt, der hier seine Hausaufgaben macht. Neben Leichtigkeit überzeugt auch Aussehen und Qualitätsanmutung. Wir stehen auf „one-by“, gefällt uns einfach besser. Trotzdem kann man über die Funktion und Ergonomie der Shimano XT-Gruppe nicht meckern, einfach sehr gut und zuverlässig. Mit der Kette vorne auf dem kleinen Kettenblatt und hinten auf dem großen Ritzel geht es dann bergauf auch richtig zügig voran.

Auf die tollen Mavic XA Elite Trail Laufräder ist hinten ein Rock Razor montiert. Der Semislick brilliert natürlich bergauf, zumal auch noch in der harten Gummimischung. Bergab hilft dann der vorne verbaute Nobby Nic mit ordentlich Profil und weicher Gummimischung. Wirklich gut durchdacht und auch noch Tubeless montierbar. Das Fox Fahrwerk ist bergauf schön ruhig, und für den Weg ins Tal hält es Reserven bereit. Es gibt Räder der Klasse, die größere Abfahrtspezialisten sind, aber das Slide ist ausgewogen. Richtig zügig hoch und ebenfalls fix runter, das will es und das muss der Fahrer wollen, dann kann es eine Liebesgeschichte zwischen beiden werden. Das Cockpit von Race Face ist zeitgemäß und hat allen Testern gut gelegen. Die Einstellbarkeit könnte minimal besser sein, 2 von 5 Testern waren mit der Positionierbarkeit der Hebel nicht zufrieden.

Insgesamt wurde die Ergonomie des Rades aber als durchweg positiv aufgenommen, und jeder Tester fühlte sich auf dem Selle Italia Flite Sattel und mit den Ergon Griffen in der Hand wohl. Musste mal Tempo rausgenommen werden, so verzögerte die Shimano XT Bremse zuverlässig und das Fahrwerk lieferte satte Traktion. Die Fox Federelemente brauchen dazu etwas mehr Zeit um eingestellt zu werden, weil sie mehr Optionen bieten als andere. Ein Detail der überdurchschnittlich guten Komponenten am Rad, gemessen am Preis.