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RennräderTests

Rennräder: Test: Bulls Grinder 3 – Grenzenlos, nicht schwerelos

3. April 2017 by Marcus Degen

Im Test, der Bulls Grinder 3: Wer heute ins Rennrad-Leben einsteigen will, tut das am besten mit einem Gravel-Bike. Die Alleskönner machen die Streckenwahl flexibel und haben „alte Zöpfe“ hinter sich gelassen. Mit dem Grinder 3 zeigt Bulls, wie’s geht.

Fragen Rennrad-Novizen heute, welches Rennrad sie sich kaufen sollten, kann der Expertenrat nur lauten: Kauft euch kein Rennrad – kauft euch ein Gravel-Bike. Allzu oft nämlich sieht man Einsteiger unsicher über die glatten Hauptverkehrsstraßen irren und wünscht ihnen etwas mehr Freiheit bei der Streckenführung. Asphaltierte Wirtschaftswege oder Naturstraßen etwa, auf denen sie dem schnellen Autoverkehr entkommen können, sind für Anfänger mit schmalen Rennradreifen kaum fahrbar. Rollt man aber mit einem voluminösen, dabei leicht laufenden Pneu daher, verlieren auch schlechte Strecken ihre Schrecken, und der Radsport-Spaß kann richtig losgehen.



Bulls Grinder 3 – die Definition eines Gravelbikes

Wer jetzt nicht so genau weiß, was ein Gravel-Bike eigentlich ist, der stelle sich einfach ein Querfeldeinrad mit komfortabler Sitzgeometrie vor – will heißen langes Steuerrohr und kurzes Oberrohr. Dazu kommen Details wie eine klettertaugliche Übersetzung und ein breiter Rennlenker; nicht fehlen dürfen außerdem allerlei Gewindeösen, mit denen sich das Gravel-Bike zum Reise- oder Alltagsrad umrüsten lässt. Scheibenbremsen sind ein Muss, aufs Gewicht wird weniger geachtet. In erster Linie muss das Rad nämlich stabil sein, ein Alu-Rahmenset ist also erste Wahl. Typisch sind außerdem die im Vergleich zum Crosser sehr, im Vergleich zum Rennrad sehr, sehr breiten Reifen – 40 mm sind nicht ungewöhnlich. Der Rahmen muss daran natürlich angepasst sein.

Geometrie Bulls Grinder 3

49cm52cm55cm58cm61cm
Sitzrohr (in mm)490520550580610
Oberrohr horizontal (in mm)536552569587604
Steuerrohr (in mm)135160189213240
Kettenstrebe (in mm)430430430430430
Radstand (in mm)10201024103710471061
Lenkwinkel (in °)707171.57272
Sitzwinkel (in °)73.573.37372.872.5
Reach (in mm)370375381389395
Stack (in mm)562589614638664


Ein Rad, das perfekt in dieses Schema passt, ist das Bulls Grinder 3 – das sieht man bereits an der Rahmenform mit dem sehr kurzen Sitzrohr. Bei mittlerem Auszug der Sattelstütze befinden sich Sattel und Lenker in etwa auf einer Höhe; so sitzt man also ziemlich aufrecht, dabei jedoch nicht gerade kurz. Bei einer Steuerrohrlänge von 213 mm ist das Oberrohr nämlich knapp 59 cm lang, womit das 58er Grinder ziemlich genau einem Rennrad in Größe 62 entspricht. Auch bei den kleineren Rahmenhöhen ist das Verhältnis von Ober- und Steuerrohrlänge ausgeglichen, sodass die geometrischen Besonderheiten des Grinder letztlich nur im kurzen Sitzrohr und der auffälligen Sloping-Form liegen.

Bulls Grinder 3

Rahmen Aluminium 7005
Federgabel Carbon
Laufräder WTB-Felgen, Formula-Naben
Reifen Schwalbe G-One Performance
Schaltwerk Shimano Ultegra
Schalthebel Shimano Ultegra
Kurbel Shimano Ultegra
Umwerfer Shimano Ultegra
Bremse Shimano BR-R805
Sattelstütze Bulls Aluminium
Sattel STYX Seta S1
Vorbau Bulls Aluminium
Lenker Bulls Aluminium


Bulls Grinder 3 – komplett mit Shimano Ultegra

Auf dem Velomotion-Grinder saß der Testfahrer jedenfalls ziemlich aufrecht, was der Fahrfreude aber keinen Abbruch tat. Ziemlich schnell wird nämlich klar, dass sich dieses Rad ausgesprochen sportlich fährt: Der solide Aluminiumrahmen ist angenehm steif, die Lenkung agil. Unterschiede zum „echten“ Rennrad und zum Cyclocross-Bike mögen vorhanden sein, sind aber nicht so ausgeprägt, dass sie dem Bulls Grinder 3 einen trägen Charakter geben würden.

Der Alu-Rahmen des Grinder kann mit zahlreichen Details gefallen: Das abgeflachte Oberrohr wirkt elegant und ist praktisch, wenn das Rad in Querfeldein-Manier getragen wird. Bremsleitung und Schaltzüge werden durchs Unterrohr geführt, das Tretlagergehäuse ist im modernen PressFit-Standard gehalten. Dazu kommen wie erwähnt diverse Gewindeeinsätze, etwa am Steg hinter dem Tretlager, aber ebenso an Gabel und Hinterbau. Nur am Oberrohr vermisst man eine Befestigungslösung für eine kleine Rahmentasche, wie sie in Langstrecken-Kreisen derzeit sehr angesagt ist.

Bulls spendiert dem Grinder eine komplette Shimano Ultegra inklusive formschöner Hydraulik-Schaltbremsgriffe. Wie gewohnt, funktioniert die Gruppe perfekt und erfreut hier insbesondere durch die angepasste Übersetzung mit 46/36er Kettenradgarnitur. Dazu eine Kassette mit 11-32 Zähnen, und man ist für die Schussfahrt ebenso gerüstet wie für steile Kletterpartien.





Bulls Grinder 3 – die Laufräder sind ein Highlight

Einen guten Griff hat Bulls bei der Wahl der Laufräder getan. Verbaut wurde der derzeit vielleicht interessantestn Reifen am Markt, der G-One von Schwalbe, hier in der teuren Tubeless-Ausführung. Auf Asphalt rollt der Pneu auch mit sehr niedrigem Reifendruck extrem leicht. Wir füllten knapp über 2 bar in den G-One, der sich mit 40 mm Breite auch über Stock und Stein als komplett durchschlagresistent erwies. Bei trockenem Untergrund nimmt es der Reifen ebenso mit Waldboden wie mit sandigen Pisten und mit tiefem Split bedeckten Reitwegen auf. Im Verbund mit dem geringen Druck ist der Grip der kleinen runden Profilnoppen enorm.

Auch die WTB-Felgen am Bulls sind auf Tubeless-Bereifung ausgerichtet; die Umrüstung ist also kein Problem. Der Verzicht auf Schläuche verringert den Rollwiderstand noch weiter und minimiert das Pannenrisiko – erfreulich angesichts des komplizierten Vorderrad-Ausbaus am Bulls Grinder 3. Zum Einsatz kommt nämlich eine Steckachse, die mit viel Kraft eingeschraubt und gelöst werden muss, wobei der zum Durchrutschen neigende Spannhebel nicht gerade hilfreich ist. Angesichts dieser Erschwernis wünscht man sich eine klassische Spannachse, wie sie am Hinterrad verbaut ist.



Das ist dann aber auch das einzig Negative am Bulls Grinder 3. Selbst sein Gewicht – 10,1 Kilo beim Testrad – fällt angesichts der flotten Fahreigenschaften nicht auf. Beim Gravel-Bike zählt dieses Merkmal ohnehin nicht viel; der Preis dagegen ist sehr relevant. Und der liegt mit 1.899 Euro relativ niedrig. Was gerade den Rennrad-Einsteiger freuen wird, der mit dem Bulls Grinder 3 ein Rad bekommt, das viel mehr kann, als nur schnell über glatten Asphalt zu rollen – das aber auch sehr gut.

Fazit: Bulls Grinder 3

Pro

  • Flottes Fahrverhalten
  • Gute Ausstattung mit optimaler Übersetzung
  • Jede Menge Gewindeeinsätze
  • Reifen und Laufräder Tubeless-tauglich

Contra

  • Steckachse vorne umständlich zu bedienen
  • Ungewohnte Größen

Fakten

RahmenmaterialAluminium
BremseScheibenbremse Hydraulisch
Gewicht10,1 kg
Preis1.899 Euro
Web www.bulls.de
EnduranceRace
 
Das Bulls Grinder 3 im Velomotion Fahrradmarkt
Das Bulls Grinder 3 kann eine Menge: Für Einsteiger ist es der perfekte Rennrad-Allrounder, für Vielfahrer ein gutes Reise- und Pendelrad und für Querfeldeinfahrer ein geeignetes „Pit bike“. Bei der Größenwahl muss man die Geometrietabelle konsultieren.
Stichworte:BullsEinzeltestGravelbikeNewsSchwalbe G-OneShimano UltegraTests

Über Marcus Degen

Marcus Degen ist Chefredakteur und Geschäftsführer von Velomotion. Als Niederbayer aus Leidenschaft genießt er die Vorzüge der Region sowohl auf dem Fahrrad als auch kulturell und kulinarisch. Bereits 2003 gründete er das deutsche Radsportmagazins Procycling und war für neun Jahre dessen Chefredakteur. Während dieser Zeit gründete er auch die Magazine Fahrrad News und World of Mountainbiking. Er hat Physik und Ingenieurwesen in München studiert und war bereits als Schüler im Radsport und später als Triathlet aktiv. 2013 startete er mit dem digitalen Fahrrad-Magazin Velomotion.de.

Über Caspar Gebel

Caspar Gebel sitzt seit 40 Jahren auf dem Rennrad. Der Fachjournalist und Sachbuchautor arbeitet für Velomotion und auch für die Zeitschriften Procycling und Fahrrad News.

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