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Radsport: Clasica San Sebastian: Begleitmotorrad bring Van Avermaet zu Fall, Yates gewinnt

2. August 2015 by Michael Faiß

SERAING, BELGIUM - JULY 07:  Adam Yates of Great Britain and Orica Greenedge looks on prior to the start of stage four of the 2015 Tour de France, a 223.5km stage between Seraing and Cambrai, on July 7, 2015 in Seraing, Belgium.  (Photo by Bryn Lennon/Getty Images)

Radsport: Es war ein ungewöhnlich hektischer und chaotischer Tag bei der 35. Clasica San Sebastian am gestrigen Samstag. Im Finale überschlugen sich die Ereignisse: Das TV-Bild fiel aus, Greg van Avermaet (BMC) wurde von einem Begleitmotorrad um seine Siegchancen gebracht und Gewinner Adam Yates (Orica-GreenEdge) wusste nicht, dass er gewonnen hatte. Doch der Reihe nach.

Das spanische Eintagesrennen rund um die Region um San Sebastian begann bei sehr guten Bedingungen wie gewohnt: Früh gab es eine Ausreißergruppe mit acht Fahrern, darunter beispielsweise Nathan Haas (Cannondale-Garmin), Thomas Degand (IAM) und Manuel Boaro (Tinkoff-Saxo). Diese achtköpfige Spitzengruppe fuhr mit komfortablem Vorsprung vor dem Feld, bis das zweite Erklimmen des berüchtigten Jaizkibel die Gruppe sprengte. Boaro attackierte, die Tempoverschärfung in der Gruppe führte schlussendlich dazu, dass sie zerfiel. Auch Boaro selbst konnte sich nicht lange an der Spitze halten.



Clasica San Sebastian

In der Folge kam es immer wieder zu Attacken und das Peloton bog mit einer 16-köpfigen Gruppe an der Spitze auf den finalen Rundkurs in San Sebastian ein. Unter den Ausreißern war auch Tagesfavorit Philippe Gilbert (BMC) und sein Teamkollege Greg van Avermaet. Letzterer hatte wohl die besseren Beine und attackierte einige Kilometer vor dem mit bis zu 20% extrem steilen, wenn auch nur 3km kurzen Schlussanstieg. Schnell konnte sich der Belgier von den übrigen Ausreißern absetzen und die Lücke wurde zunehmend größer. Einzig Adam Yates machte sich auf die Verfolgung. An jenem steilen Anstieg kurz vor der Ziellinie überschlugen sich dann jedoch die Ereignisse. Zuerst gab es Probleme mit der Übertragung der Livebilder – das betraf auch alle Teams und deren sportliche Leiter – die Fahrer fuhren also weitestgehend „blind“. Kurz darauf passierte dann etwas, was eigentlich unter keinen Umständen passieren sollte: Ein Begleitmotorrad fuhr auf Greg van Avermaet auf und kollidierte mit ihm. Der Belgier stürzte und sein Rad war Schrott – das Rennen für ihn vorbei. Yates bekam von all dem gar nichts mit und überholte den Belgier.

https://www.youtube.com/watch?v=EKWDjzRf_G4



Als Yates dann wenige Kilometer später als Erster die Ziellinie passierte – er konnte seinen Vorsprung vor den Verfolgern um Gilbert, Valverde und co. retten – blickte er verduzt auf seinen jubelnden sportlichen Leiter. Zwar funktionierte wenige Minuten vor Zieleinfahrt die TV-Übertragung wieder, doch die Zuschauer im Zielbereich waren so laut, dass Yates nicht verstand, was im Teamradio gesagt wurde. Der 22-jährige Brite ging fest davon aus, dass zumindest van Avermaet noch vor ihm über die Linie gefahren war. „Ich wusste nicht, dass ich gewonnen hatte. Ich habe zwar versucht via Radio mit meinem sportlichen Leiter zu sprechen, aber ich habe ihn nicht verstanden. Ganz ehrlich – ich dachte, da sei noch eine Fluchtgruppe vor mir,“ sagte ein strahlender Yates kurz vor der Siegerehrung. Es ist der mit Abstand größte Erfolg in seiner noch jungen Karriere.

Clasica San Sebastian

Den Sprint unter den Verfolgern entschied Philippe Gilbert für sich, vor Alejandro Valverde (Movistar) und Daniel Moreno (Katusha). Die Favoriten müssen sich vorwerfen lassen, den jungen Yates unterschätzt zu haben. Niemand machte auch nur einen Versuch, ihn bei seiner Attacke wieder zurückzuholen. Für Rennveranstalter UCI könnte der Unfall mit van Avermaet noch Folgen haben. Wie BMC heute bekanntgab, erwägt man eventuelle rechtliche Schritte. In einer offiziellen Mitteilung wird auch die Frage gestellt: „Wo ist denn die UCI bei all dem?“ Weiter wird auch auf den finanziellen Schaden für das US-Team verwiesen: „Das war kein normaler Rennunfall. Die Ursache war schlicht Unaufmerksamkeit und Leichtsinn, die das Team Millionen von Einnahmen durch die fehlende Berichterstattung kosten. Deshalb erwägen wir rechtliche Schritte einzuleiten.“



Endresultat Clasica San Sebastian 2015

[easytable th=“0″]

1.,Adam Yates,Orica-GreenEdge,05:30:22

2.,Philippe Gilbert,BMC,00:00:15



3.,Alejandro Valverde,Movistar,

4.,Daniel Moreno,Katusha,

5.,Joaquim Rodriguez,Katusha,



6.,Bauke Mollema,Trek,

7.,Daniel Martin,Cannondale-Garmin,

8.,Julian Alaphilippe,Etixx-QuickStep,



9.,Warren Barguil,Giant-Alpecin,

10.,Rigoberto Uran,Etixx-QuickStep,

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Stichworte:News

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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