Markt: Vor einigen Wochen hatten wir über das neue Specialized Venge ViAS berichtet. Nun hatten wir auch Gelegenheit, das neue Schmuckstück der Kalifornier selbst unter die Lupe zu nehmen. Außerdem gibt es inzwischen Informationen über die Ausstattungsvarianten und die Preise.
Bei der Tour de Suisse und vor allem natürlich bei der Tour de France hatte das neue Specialized Venge ViAS seine erste große Bühne: Mark Cavendish, Peter Sagan und co. fuhren auf der neuen Aero-Maschine erste Top-Ergebnisse ein und in der kommenden Saison kommt das futuristisch anmutende Rennrad hierzulande in den Handel. Wir haben uns das edle Stück genauer angesehen.
Grundlegende Neuentwicklung – kompromisslos schnell
Unzählige Stunden verbrachten Ingenieure und Entwickler im firmeneigenen Windkanal in den USA, um jedes noch so kleine Detail des neue Venge ViAS unter die Aero-Lupe zu nehmen und zu optimieren. Selbstverständlich kommt beim Venge wie auch beim Tarmac das Rider-First Engneered Konstruktionsverfahren zum Einsatz: Jede Rahmengröße wird für sich genommen nochmals angepasst und weiterentwickelt. Individuelle Messungen zur Steifigkeit und zur Agilität und die daraus gewonnen Ergebnisse sollen zu einem großen Ziel führen: Das Venge ViAS soll sich immer gleich fahren – egal ob in der kleinsten oder der größten Rahmengröße. Um dies zu bewerkstelligen werden jeweils beispielsweise Lenkwinkel, Tretlagerhöhe oder Gabeloffset etwas korrigiert.
Der Hauptfokus bei der Entwicklung des Venge ViAS lag auf der Aerodynamik. Bis ins kleinste Detail optimierte Rohrformen gehören inzwischen schon zum guten Ton, doch das Venge ViAS geht noch einen Schritt weiter, beispielsweise mit den aerodynamisch neutralen Bremsen. Die Anlenkung ist vergleichbar mit derer von altbekannten V-Brakes, doch die Integration in Gabel und Rahmen ist einzigartig. Wie aufwändig die Konstruktion ist, zeigt auch die für die Bremse vorgenommende Einkerbung am Unterrohr des Hauptrahmens. Vielen sticht wohl auch die Platzierung der Hinterradbremse am Sitzrohr ins Auge. Bei vielen anderen modernen Rennrädern sitzt die Bremse inzwischen unter dem Tretlager, doch die Messungen im Windkanal offenbarten, dass – so unauffällig diese Stelle optisch auch sein mag – dort sehr große Luftverwirbelungen entstehen und dieser Ort für die Hinterradbremse des Venge nicht in Frage kam. Stattdessen geht man einen neuen Weg und integriert die Stopper im Sitzrohr. Dort ist der Rahmen ohnehin sehr steif, somit tritt auch bei schnellen Kurvenfahrten kein Schleifen auf.
Das zweite große Highlight des Venge ViAS ist das ‚Aerofly‘ getaufte Cockpit. Was auf den ersten Blick anmutet wie eine Designstudie aus dem neuen Star Wars Film, ist in Wirklichkeit eine Kombination aus Lenker und Vorbau mit intern verlegten Kabeln. Um die individuelle Anpassbarkeit zu erhalten, verzichtete man auf eine zusammenhängende Lenker-Vorbau-Einheit und setzt nach wie vor auf zwei einzelne Bauteile. Doch das war es dann auch schon mit den „gewöhnlichen“ Eigenschaften des Aerofly-Cockpits. Standardmäßig kommt das Venge ViAS mit einem -17° Vorbau und einem Riser-Lenker, um Komfort und Sportlichkeit auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Optional ist auch ein flacher Lenker ohne Rise erhältlich – für all jene, die es besonders sportlich mögen.
Auch über die Montagemöglichkeit für Garmin und Co. werden sich sicherlich viele Venge-Fahrer und Sympathisanten freuen. Hier sitzt der Computer bequem im Sichtfeld, ohne aerodynamisch für Probleme zu sorgen. Wer lieber ohne Radcomputer fährt, kann die Halterung natürlich auch durch einen mitgelieferten Spacer ersetzen.
Zwei Ausstattungsvarianten und ein Rahmenkit
Zwei Kompletträder wird Specialized vom Venge ViAS auf den Markt bringen. Zum einen das Topmodell S-Works Venge ViAS, das mit Di2 Dura-Ace, den neuen Roval CLX 64 Carbon-Laufrädern und integriertem Quarq Powermeter nun wirklich keine Wünsche offen lässt – das sollte es auch nicht, angesichts einer UVP von 10.999€.
Noch ein Wort zu den Laufrädern des S-Works Venge: Die neuen Roval CLX 64 wurden wie beinahe alle Teile des Venge im Windtunnel entwickelt und optimiert. Durch die mit 21mm sehr breiten Felgen kommt der montierte S-Works Turbo Reifen zu einer erheblich größeren Entfaltung als auf schmaleren Felgen. Deshalb verbaut Specialized hier auch die 22mm (VR) bzw. 24mm (HR) Version des Topreifens aus eigenem Hause, anstatt wie viele andere Hersteller 24mm und 26mm. Interessant ist zudem die Abkehr von den innenliegenden Nippeln. Die Messungen im Windkanal zeigten nämlich, dass herkömmliche außenliegende Nippel keinerlei aerodynamische Nachteile bieten, dafür bei der Wartung sehr viel einfacher handzuhaben sind.
Wer nicht bereit ist, die knapp 11.000€ in das S-Works Modell zu investieren, der kann sich das günstigere Specialized Venge Pro ViAS ansehen. Hier gibt es „nur“ eine mechanische Dura-Ace, die etwas günstigeren CL 64 Laufräder und die Pro-Version des neuen Power-Sattels. Dafür sinkt auch der Preis deutlich: 7.499€ werden für das Venge Pro ViAS fällig, das in zwei Farbvarianten erhältlich sein wird. Neben dem schlichten, mattschwarzen Design wird es auch noch eine auffällige, grün/blaue Version geben.
Wer lieber auf einen Eigenbau setzt oder die Investitionen nach und nach tätigen möchte, der kann auf das S-Works Venge ViAS Module zurückgreifen. Für 4.999€ bekommt man den S-Works Rahmen mitsamt Gabel, Bremsen, Sattelstütze und Aerofly-Cockpit.
Wir freuen uns auf die erste Testfahrt des Straßenflitzers… alle Erkenntnisse gibt es dann natürlich im Velomotion Test.